Karneval
Verfasst: Do 11. Feb 2016, 16:51
Quelle EXPRESS
Liebes Köln, wir müssen reden.
Über dieses Karneval. Diese sechs Tage, an denen sich die Stadt in ein peinliches, grölendes Irrenhaus verwandelt. Dachte ich zumindest die ersten paar Jahre hier.
Und dann wollte ich damals eigentlich nur mit Freunden einen Kaffee trinken gehen. Am Karnevalssamstag. Nach dem Kaffee kam ein Kölsch, nach dem Cafe eine Kneipe. Dann viele Kölsch und viele Kneipen. Und viel Musik, und überall Menschen. Die wussten Bescheid über de ahl Frau Schmitz, dat leev Marielche – und darüber, dass man nicht aus Liebe weint.
Seitdem sehe ich die Stadt anders. Im Krieg zerbombt wie kaum eine andere. Bis heute durchfressen von den alten Wunden. Und im Nachhinein zerlegt von Kölschem Klüngel und städtebaulichem Irrsinn. Und die Kölner? Reagieren auf die wahnsinnigste Art, die ich mir vorstellen kann: mit Humor und mit an Wahrheitsverneinung grenzendem Optimismus. Halten ihre Stadt für die beste und schönste der Welt. Ernsthaft!
Dumm oder naiv kann man diese Haltung finden. Ich finde sie sympathisch und erfreulich undeutsch. Mal keine Erbsen zählen zu wollen. Nicht nach dem Haar in der Suppe zu suchen. Die Wirklichkeit totzulachen, statt zu heulen. Dass diese Wirklichkeit da draußen ist, ahnen auch die Kölner. Und versammeln sich um ihr karnevalistisches Lagerfeuer. Und singen neben lauter Blödsinn auch von der Angst. Vor dem Verlust der Familie, der Freunde, der Jugend, des Wohlstand, der Liebe, der Heimat. Mal hinhören.
Und ziehen dabei keine Zäune hoch. Kein kölsches „Mir san mir“. Sondern wollen den Rest der Welt unter die warme Decke des Wahnsinns einladen. Meine ich zumindest vor ein paar Jahren an einem Karnevalssamstag verstanden zu haben.
Du bess die Stadt, op die mer all he stonn,
du häs et uns als Pänz schon aanjedonn,
du häs e herrlich Laache em Jeseech,
du bes en Frau, die Rotz un Wasser kriesch.
Liebes Köln, wir müssen reden.
Über dieses Karneval. Diese sechs Tage, an denen sich die Stadt in ein peinliches, grölendes Irrenhaus verwandelt. Dachte ich zumindest die ersten paar Jahre hier.
Und dann wollte ich damals eigentlich nur mit Freunden einen Kaffee trinken gehen. Am Karnevalssamstag. Nach dem Kaffee kam ein Kölsch, nach dem Cafe eine Kneipe. Dann viele Kölsch und viele Kneipen. Und viel Musik, und überall Menschen. Die wussten Bescheid über de ahl Frau Schmitz, dat leev Marielche – und darüber, dass man nicht aus Liebe weint.
Seitdem sehe ich die Stadt anders. Im Krieg zerbombt wie kaum eine andere. Bis heute durchfressen von den alten Wunden. Und im Nachhinein zerlegt von Kölschem Klüngel und städtebaulichem Irrsinn. Und die Kölner? Reagieren auf die wahnsinnigste Art, die ich mir vorstellen kann: mit Humor und mit an Wahrheitsverneinung grenzendem Optimismus. Halten ihre Stadt für die beste und schönste der Welt. Ernsthaft!
Dumm oder naiv kann man diese Haltung finden. Ich finde sie sympathisch und erfreulich undeutsch. Mal keine Erbsen zählen zu wollen. Nicht nach dem Haar in der Suppe zu suchen. Die Wirklichkeit totzulachen, statt zu heulen. Dass diese Wirklichkeit da draußen ist, ahnen auch die Kölner. Und versammeln sich um ihr karnevalistisches Lagerfeuer. Und singen neben lauter Blödsinn auch von der Angst. Vor dem Verlust der Familie, der Freunde, der Jugend, des Wohlstand, der Liebe, der Heimat. Mal hinhören.
Und ziehen dabei keine Zäune hoch. Kein kölsches „Mir san mir“. Sondern wollen den Rest der Welt unter die warme Decke des Wahnsinns einladen. Meine ich zumindest vor ein paar Jahren an einem Karnevalssamstag verstanden zu haben.
Du bess die Stadt, op die mer all he stonn,
du häs et uns als Pänz schon aanjedonn,
du häs e herrlich Laache em Jeseech,
du bes en Frau, die Rotz un Wasser kriesch.