Ich finde es total interessant, wie sich das Thema hier entwickelt.
Da wir aus verschiedenen Gründen auf der Suche nach einem Neuwagen waren, habe ich letzte Woche das Thema EURO 6 (d-Temp) mal ein wenig recherchiert; wie ernsthaft werden Fahrverbote drohen usw. und macht es überhaupt Sinn, sich (wieder) für einen Diesel zu entscheiden...
Dabei stieß ich auf eine Tabelle des ADAC, in der die 37 (oder 39?) Städte Deutschlands aufgeführt sind, die das Problem am stärksten betrifft. Als einzige Stadt der "neuen" Länder war Halle a. d. Saale aufgeführt, Berlin sehe ich mal als "Mischgebiet".
Haben also nur die Städte in den "gebrauchten" Ländern das Problem? Sind andere europäische Städte nicht betroffen? Gerade Frankreich ist doch auch eine Diesel-Nation, was ist z.B. mit Paris? Oder unsere alpinen Nachbarn - Wien, Graz, Linz, Zürich, Genf, Luzern - alle keine Probleme?
Für uns wäre das Thema aus zwei Richtungen gravierend: Ich arbeite teilweise im Außendienst, muss also beinah täglich nach München rein. Meine Frau zwar nicht, aber an den Wochenenden benutzen wir ihr Auto, um z.B. unsere Eltern zu besuchen. Da müssen wir durch München durch - oder einen Umweg von knapp 30 km "außen rum" fahren, neben den Mehr-km würde das auch zeitlich eher selten Sinn machen, weil sowohl die West- als auch die Ostumfahrung Münchens sehr staubelastet sind.
Die streckenmäßig kürzeste Variante stangerlgrod durch München durch führt über die Landshuter Allee (Mittlerer Ring), welche seit ... ... zwei Jahren (?) von Tempo 60 auf 50 reduziert wurde - wegen angebl. Verbesserung der Luftqualität. Zeitnah wurden drei (!) ortsfeste Blitzer in jeder Fahrtrichtung aufgestellt - ein Schelm, wer böses dabei denkt...
Nachdem die Luftqualität aber offenbar noch immer nicht besser geworden ist, muss wohl eine andere Ursache für die Feinstaubbelastung und die NOX-Konzentrationen in Frage kommen. Die weiter oben schon benannte falsche Anordnung der Messstellen wird übrigens vom LfU heftigst dementiert.
Ich habe auch öfter schon überlegt, ob ich auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen kann. Der Weg nach München rein verlängert sich dann von ca. 40 min auf etwas über 1,5 h pro Strecke, wenn keine S-Bahn unpünktlich ist und alle Umsteiger minutiös klappen. Sehr attraktiv.
Das Auto brauche ich dennoch, um überhaupt einen sinnvollen Startpunkt zum ÖPNV zu erreichen, es führe dann halt ggfs. viel Kurzstrecke mit kaltem Motor. Und wenn ich vor Ort in München bin, muss ich dann auch mit dem ÖPNV meine Arbeit und alle Termine abwickeln. Ebenfalls ungeheuer attraktiv.
Leidtragende der aktuellen Entwicklungen sind in jedem Fall wir Autofahrer, denn in irgendeiner Form werden wir die Zeche zahlen.
Die neuen EURO-6-Diesel, vor allem die 6d-Temp, fahren mit AdBlue, also kommt neben Scheibenreiniger, Öl und Kraftstoff ein weiterer Betriebsstoff zu den monatlichen Kosten für's Auto dazu.
AdBlue hat seinen Gefrierpunkt bei -11,5°C, daher werden die AdBlue-Tanks beheizt und die Pumpen sind reversibel, damit die in der Leitung verbleibende Restmenge in den Tank zurückgepumpt wird und nicht evtl. die Leitung einfriert. Wir werden sehen, wie gut das in der Praxis funktioniert, denn wenn kein AdBlue zur Einspritzung bereit steht (Tank leer, Leitung gefroren usw.), startet das Fahrzeug nicht...
Daheim ist das kein Problem, das Auto steht in einer frostfreien Garage. Was passiert z.B. im Skiurlaub?
Schöne, neue Zeit...
Ciao, R.