Hallo Heinz,
„Gehen wir mal davon aus, ein Rad läuft rund, alle Speichen sind fest - das ist doch der Idealzustand“ - wenigstens etwas, worin wir uns alle einig sind, oder ?
"in die Streckgrenze des Materials werden wir nie kommen" - an irgendeiner Stelle des Ganzen schon, denn nichts Anderes als eine
örtliche Überlastung führt zum „Setzen“. Das ist die prinzipielle Ursache jeder schwächelnden Schraube, und dazu gehören Speichen eben auch ! Die „löst“ ihre Kraft auf, weil durch einen Setzvorgang die Dehnung der Schraube aufgehoben wurde. Da sehe ich an den XT-Rädern die Stelle als kritisch an, an der die Speichen am Felgensteg eingehängt sind. Die Bohrungen sind zwar abgerundet, aber das könnte man noch besser machen. An anderer Stelle zu suchen kann man sich nach meiner Erfahrung sparen. – Hier könnte ich eigentlich aufhören.
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Daß sich der Schraubnippel "durch Vibration löst", das halte ich für ein Gerücht. Zudem, was vibriert denn an dem Rad ? Die Vorstellung ist wohl, daß eine Mutter durch die Schraubenkraft – oder die Schraube, wenn das Muttergewinde nicht drehbar ist – am Gewinde „bergab gleitet“: Dann dürfte keine Schraube stehen bleiben ! Die bleibt stehen, weil der Reibungswinkel, also die Größe, welche die Gewinde
reibung bei der Berechnung des Anzugsmoments berücksichtigt, das 2- bis 3-fache der Gewinde
steigung ausmacht. Dazu kommt noch quasi sichernd die Reibung unter Kopf, die immer zu überwinden ist, beim Anzug wie beim Lösen.
"Fett auf die Auflage des Gewindenippels geschmiert, was zwar das Einspeichen erleichtert aber für eine feste Schraubverbindung tödlich ist, weil der Reibwert weg ist" – wieso ist der „weg“ ? Mit einer trockenen Schraube hast Du einen erbärmlichen Reibwert mit der Folge, daß die Solldehnung und damit die Sollschraubenkraft nicht erreicht wird. Das heißt die für die Funktion vorgesehene Kraft wird nicht erreicht

!
Pipikram ? Nein, ein Beispiel: Die vermaledeite Schraube, welche die hintere Bremsscheibe unverrückbar mit der Nabe verbinden soll, bringt es bei einem Gesamtreibwert – also am Gewinde und unter dem Kopf - von 0,11 auf eine Schraubenkraft von 17870 N. Bei einem Reibwert von 0,15 sind es gerade noch 13655 N, also fast ein Viertel weniger ! Die Schrauben in der mir bekannten Großserie waren auf einen Reibwert von 0,08 bis 0,14 getrimmt. Da war ich mit 0,15 also noch gnädig.
Wenn an meinem Auto die Räder gewechselt werden mache ich die zu verwendenden Schrauben sauber und fette sie an Gewinde und Auflage leicht ein. Dann macht es beim Anziehen nicht krrrrrrrk und die Schraubenkraft wird erreicht. Ich habe vielleicht ein Rad ab, aber niemals am Auto.
@Helmut: „Ergänzend könnten auch diverse Pflegemittel…“ – wenn Mittel mit Schmierwirkung zum Lösen der Speichen beitragen, wieso gehen dann die Schrauben im Ölraum des Motors nicht auf ?
Ich mag jetzt keine Schrauben mehr. Schönen Abend, Yeti.