Gründe für eine Zerlegung und Überholung der Telegabel gibt es viele: Federn ausgelutscht, Einbau anderer/progressiver Federn, Simmerringe undicht, usw. Und wenn man mal gesehen hat, welcher Ölschlamm sich schon nach ein bis zwei Jahren Betrieb gebildet hat, versteht man den Wartungsplan nicht, auf dem die Gabel nicht mal ansatzweise erwähnt wird. Dabei geht es nicht um einen optischen Schönheitsfehler des Öls. Wie soll eine puddingartige Masse noch ordentlich dämpfen?
Auch für einen einfachen Wechsel des Gabelöls müssen die Gabelrohre ausgebaut und zumindest teilzerlegt werden. Alles kein Hexenwerk - dafür dieser Schrauber-Tipp.
Zunächst die ganze Front des Motorrads von allem Ballast befreien: Bremssättel abmontieren und mit einem Bindedraht seitlich wegbinden, Vorderrad ausbauen, Kotflügel entfernen.
Als erstes, und damit man später beim Zusammenbau einen definierten Zustand hat, bei beiden Gabelholmen die oberen Einstellschrauben der Zugstufendämpfung ganz herausdrehen (gegen den Uhrzeigersinn bis zum letztmöglichen Klick). Anschliessend die Einstellschraube der Federvorspannung ganz herausdrehen (gegen den Uhrzeigersinn bis zum Anschlag). Damit wird die Feder im Inneren entlastet.
Nun die Klemmschrauben der oberen Gabelbrücke links und rechts lösen. Damit entfällt der Druck auf das Standrohr, so dass gleich anschliessend die oberen Verschlussdeckel gelöst werden können.
Nachdem oben kein Klemmdruck mehr auf den Standrohren besteht, können nun mit einem 24er Schlüssel beiderseitig die oberen Verschlussdeckel gelöst werden. Es geht an dieser Stelle nur darum, die Verschraubung zu lösen, weil jetzt die Gabelholme noch fest in der unteren Gabelbrücke geklemmt sind. Wenn die Deckel jetzt schon gelöst werden, brauchen wir später die Gabelrohre nicht in einem Schraubstock zusammenquetschen, um sie festzuhalten! Also Deckel nur lösen, aber nicht herausschrauben.
An der unteren Gabelbrücke die Klemmschrauben gleichmässig lösen und dann die Gabelholme nach unten herauslassen.
Die nachfolgenden Beschreibungen werden exemplarisch an einem Gabelholm durchgeführt. Alle Arbeitsschritte gelten gleichermassen für den anderen Gabelholm.
Zur Erleicherung der Arbeit können wir das Standrohr locker in einen Schraubstock spannen. Backen vorher mit einem dicken Gummi belegen, um Beschädigungen des Rohrs zu vermeiden. Und niemals richtig fest zuspannen, sondern den Schraubstock nur als helfende Hand betrachten!
Die obere Veschlusskappe hatten wir ja bereits gelöst, so dass sie jetzt einfach herausgedreht werden kann. Dies geht anfangs etwas stramm, weil die Kappe im Inneren mit einem O-Ring gegen das Standrohr abdichtet.
Wenn das Gewinde komplett herausgedreht ist, können wir das Standrohr am Gleitrohr entlang nach unten schieben. Die Feder und der Dämpfer werden sichtbar. Den Gabelholm auf den Kopf drehen und mit pumpenden Bewegungen (ein/ausfedern) das Öl heraus-prusten.
Auch wenn kein Öl mehr zu kommen scheint: es befindet sich immer noch viel Öl im Holm, vor allen Dingen im Dämpfer. Eine vollständige Entleerung ist nur mit weiteren Zerlege-Massnahmen zu erreichen. Alle nachfolgenden Schritte sind also immer sinnvoll oder gar zwingend, wenn eine oder mehrere der eingangs aufgeführten Arbeiten notwendig sind (Federwechsel, Simmerringe, konsequente Wartung, ...).
Die Feder stützt sich am oberen Verschlussdeckel ab. Der wiederum ist auf den Dämpferkolben aufgeschraubt und mit einer Mutter gekontert. An die Kontermutter kommt man aber nur ran, wenn die Feder vorgespannt wird und sich dadurch in ihrer Länge verkürzt, so dass der "Hals" des Verschlussdeckels mehr und mehr zum Vorschein kommt.
Auf der Feder sitzt als Distanzstück eine weisse Plastikhülse mit zwei seitlichen Löchern. In diese Löcher kann man das Yamaha Spezialwerkzeug "Gabelfeder-Kompressor" (Nr. 90890-01441 / YM-01441) einsetzen und dann mit Gurten die Feder spannen, oder man baut sich ein adäquates Werkzeug selbst (siehe Thread "Gabelsimmerringe tauschen" von doppelklick => https://www.xt1200z-forum.de/viewtopic.php?f=83&t=5207), oder man verwendet einen universellen Federspanner wie in den nachfolgenden Bildern.
Hmpf - habe gerade festgestellt, dass nur 10 Bilder möglich sind. Es geht also im nächsten Beitrag weiter...
Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Feder jetzt also vorspannen. Dabei wird die Verschlusskappe immer wieder mit dem Dämpferkolben nach unten sinken (weil ja die Feder weiter nach unten wandert). Darum die Verschlusskappe immer wieder mal nach oben ziehen. Feder so weit spannen, bis die Kontermutter komplett sichtbar und zugänglich ist.
Kontermutter lösen und Verschlusskappe abschrauben.
Achtung:
Die Kontermutter NICHT willkürlich weit nach unten drehen, sondern wirklich nur die Konterung aufheben! Wichtig ist, dass die Verschlusskappe beim Zusammenbau wieder genau so weit auf die Dämpferstange aufgeschraubt wird. Darum sollte die Kontermutter in dieser Stellung bleiben, oder man misst jetzt die Höhe des freiwerdenen Gewindes, um nachher wieder diese Positionen einzunehmen (das WHB gibt hier eine Vorgabe von 12 mm Gewindehöhe bis zur Kontermutter). Wird hier willkürlich gearbeitet, und dies noch dazu unterschiedlich an beiden Gabelholmen, bekommt man unterschiedliche Dämpferraten. Denn wie weit die Verschlusskappe aufgeschraubt wird, hat Einfluss auf die Einstellschraube der Zugstufe. Die wirkt nämlich über eine Verlängerung innerhalb der Verschlusskappe auf die Aluminiumstange innerhalb des Dämpferkolbens (im Bild sichtbar - ragt aus dem Gewinde heraus)!
Federvorspannung aufheben, Feder entnehmen, und Gabelholm nochmal kräftig leerpumpen.
Jetzt muss der Dämpfer aus dem Gleitrohr ausgebaut werden. Hierzu gibt es ein original Yamaha Spezialwerkzeug (90890-01423 bzw. YM-01423). Oder man baut sich das Werkzeug selbst, wie im Thread "Dämpferrohr-Halter im Eigenbau" beschrieben => https://www.xt1200z-forum.de/viewtopic.php?f=83&t=8238
Mithilfe des Halters den Dämpfer festhalten und von unten aus dem Gabelfuss die Befestigungsschraube herausdrehen.
Den Dämpfer entnehmen und durch Pumpbewegungen vollständig entleeren.
Kontermutter lösen und Verschlusskappe abschrauben.
Achtung:
Die Kontermutter NICHT willkürlich weit nach unten drehen, sondern wirklich nur die Konterung aufheben! Wichtig ist, dass die Verschlusskappe beim Zusammenbau wieder genau so weit auf die Dämpferstange aufgeschraubt wird. Darum sollte die Kontermutter in dieser Stellung bleiben, oder man misst jetzt die Höhe des freiwerdenen Gewindes, um nachher wieder diese Positionen einzunehmen (das WHB gibt hier eine Vorgabe von 12 mm Gewindehöhe bis zur Kontermutter). Wird hier willkürlich gearbeitet, und dies noch dazu unterschiedlich an beiden Gabelholmen, bekommt man unterschiedliche Dämpferraten. Denn wie weit die Verschlusskappe aufgeschraubt wird, hat Einfluss auf die Einstellschraube der Zugstufe. Die wirkt nämlich über eine Verlängerung innerhalb der Verschlusskappe auf die Aluminiumstange innerhalb des Dämpferkolbens (im Bild sichtbar - ragt aus dem Gewinde heraus)!
Federvorspannung aufheben, Feder entnehmen, und Gabelholm nochmal kräftig leerpumpen.
Jetzt muss der Dämpfer aus dem Gleitrohr ausgebaut werden. Hierzu gibt es ein original Yamaha Spezialwerkzeug (90890-01423 bzw. YM-01423). Oder man baut sich das Werkzeug selbst, wie im Thread "Dämpferrohr-Halter im Eigenbau" beschrieben => https://www.xt1200z-forum.de/viewtopic.php?f=83&t=8238
Mithilfe des Halters den Dämpfer festhalten und von unten aus dem Gabelfuss die Befestigungsschraube herausdrehen.
Den Dämpfer entnehmen und durch Pumpbewegungen vollständig entleeren.
Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Damit Gleitrohr und Standrohr getrennt werden können, muss nun die Staubmanschette entfernt werden. Einfach mit einem stumpfen Gegenstand leicht heraushebeln. Darunter sitzt ein Draht-Sprengring, der den nachfolgenden Simmerring fixiert. Den Draht-Sprengring heraushebeln. Bei allen Aktionen darauf achten, dass man das Gleitrohr nicht mit scharfkantigen Gegenständen oder Werkzeugen verletzt!
Das Gleitrohr wird nun nur noch durch den Simmerring daran gehindert, aus dem Standrohr herauszuflutschen. Der Simmerring ist die Rund-Dichtung, die noch fest im Standrohr sitzt, und die durch ruckartige Zugbewegungen herausgelöst werden muss. Den Gabelfuss an der Bremssattelaufnahme (geschützt durch eine Gummimatte) fest in einen Schraubstock spannen. Jetzt durch feste, ruckartige Zugbewegungen am Standrohr so lange ziehen, bis die beiden Rohre sich trennen. Achtung! Es wird nochmals Öl rausschleudern. Also die Arbeitsumgebung vorher mit Kartonagen oder Lappen gut abdecken.
Vor dem Wieder-Zusammenbau alle Teile intensiv und penibel reinigen. Insbesondere den Dämpfer mit Bremsenreiniger gut durchspülen, dabei immer wieder pumpen. Alle Teile auf Beschädigungen und Verschleiss prüfen, insbesondere die Gleitringe. Bei Bedarf erneuern.
Simmerring und Staubmanschette müssen erneuert werden. Vor dem Zusammenbau den Simmerring und die Staubmanschette satt mit Silikonfett einstreichen und dann alle Teile in der richtigen Reihenfolge und in der richtigen Ausrichtung über das Gleitrohr schieben. Damit die Dichtlippen nicht verletzt werden, eine Plastiktüte über das Gleitrohr und den darauf befindlichen Gleitring schieben.
Gleitrohr mit Gabelöl bestreichen und in das Standrohr einschieben, aber nur so weit, dass sich der kleine Gleitring, der lose auf dem Gleitrohr hin und herwackelt, noch in dem Bereich befindet, in dem das Gleitrohr noch nicht seinen vollen Durchmesser besitzt, also in dem "rohen" und nicht verchromten Bereich, in dem das Gleitrohr noch einige Zehntel Millimeter schmäler ist. Den Gleitring nun gefühlvoll in seine Passung in das Standrohr einführen.
Sobald der Gleitring sitzt, das Gleitrohr weiter eintauchen lassen. Die Stahlscheibe positionieren. Den Simmerring auch an seiner Aussenseite mit Silikonfett bestreichen, damit er leichter in seine Passung rutscht. Mit einem passenden Einschlagwerkzeug (gibt es z. B. bei Tante Louise) den Simmerring in das Standrohr eintreiben. Wenn der Simmerring richtig und tief genug sitzt, wird die Nut sichtbar, in die nun der Sicherungsring wieder eingebracht wird. Zum Schluss die Staubmanschette eindrücken (geht mit reiner Handkraft ohne Werkzeug).
Das Gleitrohr wird nun nur noch durch den Simmerring daran gehindert, aus dem Standrohr herauszuflutschen. Der Simmerring ist die Rund-Dichtung, die noch fest im Standrohr sitzt, und die durch ruckartige Zugbewegungen herausgelöst werden muss. Den Gabelfuss an der Bremssattelaufnahme (geschützt durch eine Gummimatte) fest in einen Schraubstock spannen. Jetzt durch feste, ruckartige Zugbewegungen am Standrohr so lange ziehen, bis die beiden Rohre sich trennen. Achtung! Es wird nochmals Öl rausschleudern. Also die Arbeitsumgebung vorher mit Kartonagen oder Lappen gut abdecken.
Vor dem Wieder-Zusammenbau alle Teile intensiv und penibel reinigen. Insbesondere den Dämpfer mit Bremsenreiniger gut durchspülen, dabei immer wieder pumpen. Alle Teile auf Beschädigungen und Verschleiss prüfen, insbesondere die Gleitringe. Bei Bedarf erneuern.
Simmerring und Staubmanschette müssen erneuert werden. Vor dem Zusammenbau den Simmerring und die Staubmanschette satt mit Silikonfett einstreichen und dann alle Teile in der richtigen Reihenfolge und in der richtigen Ausrichtung über das Gleitrohr schieben. Damit die Dichtlippen nicht verletzt werden, eine Plastiktüte über das Gleitrohr und den darauf befindlichen Gleitring schieben.
Gleitrohr mit Gabelöl bestreichen und in das Standrohr einschieben, aber nur so weit, dass sich der kleine Gleitring, der lose auf dem Gleitrohr hin und herwackelt, noch in dem Bereich befindet, in dem das Gleitrohr noch nicht seinen vollen Durchmesser besitzt, also in dem "rohen" und nicht verchromten Bereich, in dem das Gleitrohr noch einige Zehntel Millimeter schmäler ist. Den Gleitring nun gefühlvoll in seine Passung in das Standrohr einführen.
Sobald der Gleitring sitzt, das Gleitrohr weiter eintauchen lassen. Die Stahlscheibe positionieren. Den Simmerring auch an seiner Aussenseite mit Silikonfett bestreichen, damit er leichter in seine Passung rutscht. Mit einem passenden Einschlagwerkzeug (gibt es z. B. bei Tante Louise) den Simmerring in das Standrohr eintreiben. Wenn der Simmerring richtig und tief genug sitzt, wird die Nut sichtbar, in die nun der Sicherungsring wieder eingebracht wird. Zum Schluss die Staubmanschette eindrücken (geht mit reiner Handkraft ohne Werkzeug).
Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Den Dämpfer von oben in den Gabelholm einführen. Das Haltewerkzeug wie beim Zerlegen wieder ansetzen. Durch den Gabelfuss den Dämpfer wieder festschrauben (neue Kupferdichtung verwenden).
Jetzt kann der Gabelholm mit frischem Gabelöl befüllt werden. Dazu die Federführung (weisse Kunststoffhülse) vom Dämpferrohr entfernen und Feder NICHT einschieben. Gleitrohr vollständig in das Standrohr einfahren. Ölmenge abmessen (lt. WHB 485 ccm) und einfüllen.
Einige Minuten warten, bis alle Luftbläschen nach oben entwichen sind. Dann mindestens 20mal das Gleitrohr auf- und abbewegen (pumpen), um das Öl an alle Stellen zu verteilen. Dabei auch die obere Öffnung mit der flachen Hand zuhalten, so dass sich eine massive Saugwirkung ergibt. Danach die Dämpferstange nach oben ziehen und ebenfalls mindestens 20mal langsam und vorsichtig pumpen.
Tipp:
Die Dämpferstange ist nicht so lang, dass sie nach oben aus dem Gabelholm herausschaut. Sie "verschwindet" daher immer wieder im Holm, weil sie nach unten absinkt. Um die Dämpferstange zu greifen und nach oben zu ziehen, gibt es ein Spezialwerkzeug (eine einfache Verlängerungs-Hülse mit einem 10x1 Innengewinde, das auf das Gewinde der Dämpferstange aufgeschraubt wird). Man kann hier aber auch sehr einfach improvisieren, indem man einen Bindedraht unter der Kontermutter verzwirbelt und dann am Draht zieht, oder indem man einen Schlauch (10mm Innendurchmesser) auf das Gewinde aufschiebt und mit etwas Draht sichert. Gezogen wird dann am Schlauch.
Nachdem man kräftig gepumpt hat und sich alles Öl "gesetzt" hat, wird das Luftpolster eingestellt. Das Luftpolster (das Luftvolumen oberhalb des Ölstands im Holm) bestimmt massgeblich mit, wie progressiv die Gabel arbeitet. Denn Luft ist im Gegensatz zu Flüssigkeiten komprimierbar. Je weiter die Gabel eintaucht, desto mehr wird die Luft zusammengepresst und unterstützt damit die Feder. Das WHB gibt eine Luftpolsterhöhe von 150 mm vor. Bei Einbau anderer Federn (z. B. Wilbers) sollte man sich nach den von diesen Herstellern genannten Werten richten.
Die Federführung (weisse Kunststoffhülse) ist noch immer entfernt. Die Feder ist nach wie vor NICHT eingebaut. Gleitrohr vollständig in das Standrohr einfahren. Die Höhe des Luftpolsters kann nun mit einem Zollstock vom obersten Rand des Standrohrs bis hinunter zur Öl-Oberfläche gemessen werden. Wird der Zollstock (noch) nicht vom Öl benetzt, muss Öl nachgefüllt werden. Taucht der Zollstock in das Öl ein, muss Öl abgesaugt werden.
Eleganter und einfacher und präziser geht dieser Vorgang mit einer Spritze, einem Saugschlauch und einem Hohl-Peilstab (gibt es z. B. Tante Louise). Mit der Spritze wird einfach Öl abgesaugt, bis Luft angesaugt wird. Dann stimmt die Höhe des Luftpolsters exakt.
Ab jetzt wird nur noch zusammengebaut. Die weisse Kunststoff-Federführung montieren, Kontermutter für den Verschlussdeckel aufschrauben und Gewindehöhe einstellen (12 mm). Gabelfeder einfahren (schmalerer Durchmesser nach oben). Kunststoffhülse aufsetzen und wieder den Federspanner anbringen. Feder vorspannen. Dabei das Dämpferrohr entspannt am Draht oder Schlauch gemütlich nach oben gleiten lassen.
Wenn der Dämpfer mit seiner Kontermutter weit genug nach oben herausragt, Verschlusskappe aufschrauben und mit Kontermutter sichern.
Feder entspannen, Werkzeuge entfernen. Verschlusskappe und O-Ring mit Silikonfett einreiben und einschrauben.
Wenn die Gabelholme wieder in den Gabelbrücken montiert sind, daran denken, die Verschlusskappen noch mit einem 24er Schlüssel leicht nachzuziehen, und dann erst die Klemmung der oberen Gabelbrücke mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anzuziehen.
Einstellung von Federvorspannung, Zugstufe und Druckstufe dann nach Bedienungsanleitung und persönlichen Vorlieben (Gewicht, Fahrstil, usw...).
Happy federing!
Jetzt kann der Gabelholm mit frischem Gabelöl befüllt werden. Dazu die Federführung (weisse Kunststoffhülse) vom Dämpferrohr entfernen und Feder NICHT einschieben. Gleitrohr vollständig in das Standrohr einfahren. Ölmenge abmessen (lt. WHB 485 ccm) und einfüllen.
Einige Minuten warten, bis alle Luftbläschen nach oben entwichen sind. Dann mindestens 20mal das Gleitrohr auf- und abbewegen (pumpen), um das Öl an alle Stellen zu verteilen. Dabei auch die obere Öffnung mit der flachen Hand zuhalten, so dass sich eine massive Saugwirkung ergibt. Danach die Dämpferstange nach oben ziehen und ebenfalls mindestens 20mal langsam und vorsichtig pumpen.
Tipp:
Die Dämpferstange ist nicht so lang, dass sie nach oben aus dem Gabelholm herausschaut. Sie "verschwindet" daher immer wieder im Holm, weil sie nach unten absinkt. Um die Dämpferstange zu greifen und nach oben zu ziehen, gibt es ein Spezialwerkzeug (eine einfache Verlängerungs-Hülse mit einem 10x1 Innengewinde, das auf das Gewinde der Dämpferstange aufgeschraubt wird). Man kann hier aber auch sehr einfach improvisieren, indem man einen Bindedraht unter der Kontermutter verzwirbelt und dann am Draht zieht, oder indem man einen Schlauch (10mm Innendurchmesser) auf das Gewinde aufschiebt und mit etwas Draht sichert. Gezogen wird dann am Schlauch.
Nachdem man kräftig gepumpt hat und sich alles Öl "gesetzt" hat, wird das Luftpolster eingestellt. Das Luftpolster (das Luftvolumen oberhalb des Ölstands im Holm) bestimmt massgeblich mit, wie progressiv die Gabel arbeitet. Denn Luft ist im Gegensatz zu Flüssigkeiten komprimierbar. Je weiter die Gabel eintaucht, desto mehr wird die Luft zusammengepresst und unterstützt damit die Feder. Das WHB gibt eine Luftpolsterhöhe von 150 mm vor. Bei Einbau anderer Federn (z. B. Wilbers) sollte man sich nach den von diesen Herstellern genannten Werten richten.
Die Federführung (weisse Kunststoffhülse) ist noch immer entfernt. Die Feder ist nach wie vor NICHT eingebaut. Gleitrohr vollständig in das Standrohr einfahren. Die Höhe des Luftpolsters kann nun mit einem Zollstock vom obersten Rand des Standrohrs bis hinunter zur Öl-Oberfläche gemessen werden. Wird der Zollstock (noch) nicht vom Öl benetzt, muss Öl nachgefüllt werden. Taucht der Zollstock in das Öl ein, muss Öl abgesaugt werden.
Eleganter und einfacher und präziser geht dieser Vorgang mit einer Spritze, einem Saugschlauch und einem Hohl-Peilstab (gibt es z. B. Tante Louise). Mit der Spritze wird einfach Öl abgesaugt, bis Luft angesaugt wird. Dann stimmt die Höhe des Luftpolsters exakt.
Ab jetzt wird nur noch zusammengebaut. Die weisse Kunststoff-Federführung montieren, Kontermutter für den Verschlussdeckel aufschrauben und Gewindehöhe einstellen (12 mm). Gabelfeder einfahren (schmalerer Durchmesser nach oben). Kunststoffhülse aufsetzen und wieder den Federspanner anbringen. Feder vorspannen. Dabei das Dämpferrohr entspannt am Draht oder Schlauch gemütlich nach oben gleiten lassen.
Wenn der Dämpfer mit seiner Kontermutter weit genug nach oben herausragt, Verschlusskappe aufschrauben und mit Kontermutter sichern.
Feder entspannen, Werkzeuge entfernen. Verschlusskappe und O-Ring mit Silikonfett einreiben und einschrauben.
Wenn die Gabelholme wieder in den Gabelbrücken montiert sind, daran denken, die Verschlusskappen noch mit einem 24er Schlüssel leicht nachzuziehen, und dann erst die Klemmung der oberen Gabelbrücke mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anzuziehen.
Einstellung von Federvorspannung, Zugstufe und Druckstufe dann nach Bedienungsanleitung und persönlichen Vorlieben (Gewicht, Fahrstil, usw...).
Happy federing!
- rubbergum
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Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Hallo Joe!
Super Anleitung und toll bebildert. Das kann man so stehen lassen - da sollte jeder zurecht kommen, der gerne schraubt.
Ein paar Zusatzbemerkungen noch von meiner Seite:
.) Am Anfang ist es noch wichtig, den Überstand der Gabelrohre bei der Gabelbrücke zu messen. Meistens ist das ja abschließend, wenige haben es auch etwas durchgeschoben, soweit das die Gabel zulässt.
.) Ebenso auch die Position der Gabelrohre in der Brücke markieren, damit sie in der selben Position wieder eingebaut werden können.
.) Das für mich fast wichtigste hast du ja schon ausführlich beschrieben, nämlich die Position der Kontermutter für den oberen Stopfen, der dann Einfluss auf den Einstellbereich der Zugstufendämpfung hat. Hier kann man auch vorher zusätzlich zur Kontrolle die max. möglichen Umdrehungen der Dämpfungsschraube beider Holme checken. Beide sollten nachher wieder gleich viele Umdrehungen vorweisen können.
.) Statt der Plastiktüte beim Aufschieben des Simmerrings kann man auch Isolierband nehmen.
.) Bezüglich Simmerring und Staubschutzmanschette kann man sich auch überlegen, ob man ev. welche von SKF nimmt aus der "low friction" Serie (meistens dunkelgrüne Farbe), um das Losbrechmoment zu verringern.
.) Auf jeden Fall kann man zw. Simmering und Staubschutz Silikonfett, Silikonöl, HKS-GGV, Kayaba-Gabelfett o.ä. einbringen, um ebenfalls das Losbrechmoment zu minimieren.
.) Nimmt man beim Öl eine andere Marke, und will aber die gleiche Viskosität wie beim OEM-Öl, dann nicht mehr ein Öl aus der gleichen SAE-Klasse nehmen, sondern die CentiStoke-Werte (cSt) vergleichen. Die sind wesentlich genauer.
.) Und will man etwas weniger oder mehr Progression in die Feder bringen, so muss man nicht unbedingt gleich neue Federn einbauen, sondern kann auch, wie von dir ebenfalls schon angemerkt, mit dem Luftpolster spielen. Bei z.B. 20 ml pro Gabelholm mehr oder weniger Öl sollte man schon spüren.
LG, Rubbergum
Super Anleitung und toll bebildert. Das kann man so stehen lassen - da sollte jeder zurecht kommen, der gerne schraubt.
Ein paar Zusatzbemerkungen noch von meiner Seite:
.) Am Anfang ist es noch wichtig, den Überstand der Gabelrohre bei der Gabelbrücke zu messen. Meistens ist das ja abschließend, wenige haben es auch etwas durchgeschoben, soweit das die Gabel zulässt.
.) Ebenso auch die Position der Gabelrohre in der Brücke markieren, damit sie in der selben Position wieder eingebaut werden können.
.) Das für mich fast wichtigste hast du ja schon ausführlich beschrieben, nämlich die Position der Kontermutter für den oberen Stopfen, der dann Einfluss auf den Einstellbereich der Zugstufendämpfung hat. Hier kann man auch vorher zusätzlich zur Kontrolle die max. möglichen Umdrehungen der Dämpfungsschraube beider Holme checken. Beide sollten nachher wieder gleich viele Umdrehungen vorweisen können.
.) Statt der Plastiktüte beim Aufschieben des Simmerrings kann man auch Isolierband nehmen.
.) Bezüglich Simmerring und Staubschutzmanschette kann man sich auch überlegen, ob man ev. welche von SKF nimmt aus der "low friction" Serie (meistens dunkelgrüne Farbe), um das Losbrechmoment zu verringern.
.) Auf jeden Fall kann man zw. Simmering und Staubschutz Silikonfett, Silikonöl, HKS-GGV, Kayaba-Gabelfett o.ä. einbringen, um ebenfalls das Losbrechmoment zu minimieren.
.) Nimmt man beim Öl eine andere Marke, und will aber die gleiche Viskosität wie beim OEM-Öl, dann nicht mehr ein Öl aus der gleichen SAE-Klasse nehmen, sondern die CentiStoke-Werte (cSt) vergleichen. Die sind wesentlich genauer.
.) Und will man etwas weniger oder mehr Progression in die Feder bringen, so muss man nicht unbedingt gleich neue Federn einbauen, sondern kann auch, wie von dir ebenfalls schon angemerkt, mit dem Luftpolster spielen. Bei z.B. 20 ml pro Gabelholm mehr oder weniger Öl sollte man schon spüren.
LG, Rubbergum
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Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Hallo rubbergum,
vielen Dank für deine perfekten Ergänzungen .
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Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Ist jetzt auch im Wiki verlinkt.
Viele Grüße
Thomas
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Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Sehr gerne, du hast ja eine tolle Vorlage geliefert.
Anbei noch 2 Punkte die dazu passen:
.) Wenn eine progressive Feder verbaut ist, kann es nicht unerheblich sein, ob die Lage der progressiv gewickelten Seite oben oder unten eingebaut wird. Also auch hier merken, wie sie eingebaut war, bzw. im WHB nachsehen.
.) Zuletzt noch ein Tipp von einem sehr nützlichem Tool, welches oftmals hilft eine undichte Gabel wieder dicht zu bekommen, solange nur etwas Schmutz dafür verantwortlich ist, und nicht gleich der Simmering massiv defekt ist:
Fork Seal Doctor gibt es für wenig Geld z.B. hier in den gängigen Durchmessern.
Einfach Staubschutzkappe heraushebeln, einklipsen und sowohl Simmerring als auch Staubschutz damit reinigen.
Alternativ hat man früher auch Filmnegative (aus der guten alten analog Zeit) genommen, oder aber die dünnen Blätter einer Ventillehre.
LG, Rubbergum
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Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Joachim, auch aus Holland vielen Dank für deine perfekte anleitung .
Da werde ich im Winter das ganze mal angehen und auf Hyperpro wechseln.
Jetzt wird erstmal gefahren.
Gruss klaas
Da werde ich im Winter das ganze mal angehen und auf Hyperpro wechseln.
Jetzt wird erstmal gefahren.
Gruss klaas
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Re: Telegabel: Zerlegung und Überholung / Wechsel Simmerringe
Ich hatte, am 2. April, nach meiner ersten Ausfahrt in diesem Jahr, einen undichten Gabelsimmerring. Ich vermute mal wegen Dreck und langer Standzeit.
Mit Hilfe dieser Anleitung habe ich mir dann die Spezialwerkzeuge gebaut und die Simmerringe gewechselt.
Ganz, ganz vielen lieben Dank für diese supertolle Anleitung!!!
Kleine Anmerkung noch: Ich habe nicht die originalen Simmerringe verbaut, sondern die von SKF mit weniger Reibung. Die SKF-Staubkappe hat eine andere Höhe, als die originale Staubkappe. Das muss beim Öl einfüllen berücksichtigt werden. Der Unterschied beträgt 2mm. Ob eine, um 2mm, veränderte Füllhöhe spürbare Auswirkungen hat, kann ich aber nicht beurteilen.
Das Ansprechverhalten hat sich ganz leicht verbessert. Ob die SKF daran Schuld sind, mag ich nicht behaupten. Vielleicht ist es auch das Kayaba Simmerringfett, welches ich großzügig verwendet habe. Vielleicht auch beides.
Nach 2 Jahren und 26Tkm sah das Gabelöl wirklich noch sehr gut aus und es war kein Verschleiß zu erkennen.
Gruß Steffen
Mit Hilfe dieser Anleitung habe ich mir dann die Spezialwerkzeuge gebaut und die Simmerringe gewechselt.
Ganz, ganz vielen lieben Dank für diese supertolle Anleitung!!!
Kleine Anmerkung noch: Ich habe nicht die originalen Simmerringe verbaut, sondern die von SKF mit weniger Reibung. Die SKF-Staubkappe hat eine andere Höhe, als die originale Staubkappe. Das muss beim Öl einfüllen berücksichtigt werden. Der Unterschied beträgt 2mm. Ob eine, um 2mm, veränderte Füllhöhe spürbare Auswirkungen hat, kann ich aber nicht beurteilen.
Das Ansprechverhalten hat sich ganz leicht verbessert. Ob die SKF daran Schuld sind, mag ich nicht behaupten. Vielleicht ist es auch das Kayaba Simmerringfett, welches ich großzügig verwendet habe. Vielleicht auch beides.
Nach 2 Jahren und 26Tkm sah das Gabelöl wirklich noch sehr gut aus und es war kein Verschleiß zu erkennen.
Gruß Steffen
Bisherige Mopeds: MZ ETZ 150, Yamaha XJ 550, Yamaha XJR 1300, Honda Varadero SD01
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Iss was gar ist, trink was klar ist, sprich was wahr ist.
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