Hallo Peter,
ich habe das Rider 400 letzten Sommer mal als Testgerät gehabt und bin damit einen Nachmittag herumgefahren. Diese Eindrücke habe ich damals meinem Kollegen geschickt, s.u. Kann sein, dass die Software mittlerweile besser ist, ich würde aber schon wegen der schlechten Hardware abraten.
Ich weiß, es gibt viele Tomtom-Leute, die damit zufrieden sind - für mein Nutzungsprofil passt das aber nicht.
Viele Grüße
Christoph
Habe das Gerät „out of the box“ genutzt, d.h. ohne Anbindung an PC bzw. Smartphone und überwiegend mit den Werkseinstellungen. Sagen wir mal, ich bin mäßig begeistert...
- Die drehbare Motorradhalterung hat in sich deutliches Spiel in mehreren Richtungen, sodass das eingeklipste Navi beim Bedienen und während der Fahrt wackelt. Wegen der Vibrationen und Erschütterungen am Motorrad schwant mir nichts Gutes für die Langlebigkeit der Halterung (diese war auch schon 2010 bei der „starren“ Halterung meines damaligen Tomtom Rider 2nd ed. ein Schwachpunkt: Austausch/Reparatur alle 15.000-20.000 km...).
- Wenn man das Navi von der Halterung abnimmt, liegen deren Kontakte offen. Regen => Korrosion => Kontaktprobleme (genau wie 2010...). Nimmt man auch die Halterung ab, hat man einen offene Steckerkabel mit der gleichen Problematik frei am Motorrad herumhängen. Garmin liefert für seine Halterungen einfach eine wasserdichte Kappe mit, die man statt des Handys auf die Halterung steckt.
- Kapazitiver Touchscreen und schlechtes Design der Menüs* erschweren die Bedienung mit Handschuhen sehr. *Bei älteren Motorradnavis wurde immer die ganze Bildschirmfläche auf wenige, möglichst große Buttons aufgeteilt, die sich auch während der Fahrt und mit Handschuhen treffen lassen. Beim Rider 400 stehen die Menüpunkte (Hauptmenü/Einstellungen) dagegen eng untereinander, während der überwiegende Teil der Bildschirmfläche ungenutzt bleibt – es ist sehr schwierig, mit dem dicken Handschuh den richtigen Punkt zu treffen. Der kapazitive Touchscreen vermittelt kein haptisches Feedback – bei resistiven Screens spürt man, dass jeder Tipper ankommt. Ich will gar nicht wissen, wie eine Fahrt bei Regen mit dem Tomtom aussehen soll, wenn man 1) dicke und 2) nasse Handschuhe anhat, die man 3) wegen der Nässe nur beschwerlich aus- und wieder anziehen kann und das Gerät auch nass ist. Ich vermute, das Umstellen von kurvenreicher Strecke nach schnellsten Weg bzw. Änderungen an der Route würden mich dann zur Weißglut treiben.
- Das Display ist so blickwinkelabhängig wie ein billiges Pearl-Tablet (speziell von „unten“). Dadurch irritierend schlechte Darstellung im Hochformat (unterschiedliche Kontraste pro Auge). Außerdem ist das Display viel zu dunkel, und die spiegelnde Oberfläche ist auf dem Motorrad mit ständig wechselnden Lichtverhältnissen extrem störend.
- Die Darstellung der Karte ist unnötig kontrastarm (habe zwei beide Karten-Themes probiert) – in Ortschaften sind kleinere Straßen (weiß auf hellem Untergrund) deswegen kaum zu erkennen. Die Informationsdichte ist dürftig (z.B. kein Kompass, keine Höhenanzeige...) und ich habe nicht herausgefunden, wie sie sich ergänzen lässt. Die winzigen Zoomtasten sind während der Fahrt ebenso unbenutzbar wie die Pinch-to-Zoom-Geste, die Zoomstufen sind zu groß, und es wird kein Maßstab o.ä. angezeigt.
- Um die Art der Routenplanung zu ändern, muss man jedes Mal ins Hauptmenü/Einstellungen. Das ist bei einem typischen Szenario (schnell aus der Stadt raus zum Treffpunkt XY, ab dort kurvenreich weiter) sehr umständlich. Mein alter Rider 2 konnte nach jeder Eingabe eines Zielpunktes nachfragen, ob man schnell oder mit „Autobahn vermeiden“ etc. dorthin will.
- Die Funktion „Kurvenreiche Strecken“ war auf meiner Testtour um den Starnberger See von fragwürdigem Nutzen (sie lotst einen tatsächlich auf kurvenreiche Strecken, nur sind das halt die kleinstmöglichen Rumpelsträßchen und zielsicher jede Ortsdurchfahrt, was ich normalerweise vermeiden würde).
- Die Funktion „spannende Tour planen“ ist ein Witz. Das geht nur, indem man Punkte auf der Karte antippt, was leicht daneben geht (d.h. man setzt schnell einen Punkt, statt zu scrollen o.ä.) – und gesetzte Punkte lassen sich nicht mehr löschen (jedenfalls habe ich die Funktion nicht gefunden), sodass man muss komplett von vorne anfangen muss.
- Die Routenplanung am PC kenne ich nur von früher. Das prinzipielle Problem dabei bleibt, dass man am Rechner mit anderem Kartenmaterial plant, als es auf dem Navi installiert ist. Wenn deswegen Wegepunkte „falsch“ sitzen, gibt das beim Abfahren der Tour Probleme (in welchem Ausmaß, weiß ich nicht konkret – schlimmstenfalls will das Navi immer wieder zu dem „verpassten“ Punkt neben der Straße zurück.
Fazit: Um sich mal eben irgendwohin lotsen zu lassen, ist das Tomtom ganz okay. Für geplante Tages- oder längere Touren kann ich mir das gar nicht vorstellen. Das Konzept einer Smartphone-ähnlichen Bedienung geht m.E. total daneben – die Darstellung ist ruckelig, und die Bedienung nicht motorradgerecht (Aufbau der Menüs, kapazitiver Screen, Kartendarstellung). Das blickwinkelabhängige und für den Zweck zu leuchtschwache Display (spiegelnde Oberfläche!) sowie die wackelige Halterung sind bei dem Preis eine Frechheit.