Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

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Monstrumologe
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Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Monstrumologe »

Mahlzeit.

Ich habe mir gestern eine Airbagweste gekauft und wollte Euch mal kurz berichten. Der ein oder andere mag`s hilfreich finden.

Vorab hatte ich schon Gelegenheit, mir die Helite Turtle anzuschauen, die mein Bruder verwendet. Das Modell kommt für mich aber nicht in Frage, da mir die Optik zumindest nicht völlig egal war.

Zur Optik und Größe:
Es ist einfach eine schwarze Softshellweste. Trägt nicht groß auf, nur die Kartusche zeichnet sich etwas ab an der rechten Seite. Über meiner schwarzen Jacke ist die Weste ziemlich unauffällig, behaupte ich.
Die Bering C-Protect gibt es in zwei Größen (S-L und Xl-3XL), ich habe bei 180cm und 95kg die kleinere gewählt. So sitzt sie angenehm, aber nicht zu eng, während mir die größere etwas zu weit war. Sie hätte aber schon auch gepasst.

Zur Ausstattung:
Die Weste wird per Reißleine ausgelöst und schützt im Fall des Falles den Oberkörper rundum (natürlich mit Ausnahme der Arme), in der Höhe vom Steißbein bis zum Nacken. Mit dabei ist eine schon eingesetzte Gaskartusche, ein Fahrzeugriemen und eine bebilderte Anleitung in mehreren Sprachen (beinhaltet auch den Wechsel der Kartusche), außerdem ein vorgerüsteter Rückenprotektor und ein Inbusschlüssel zum Wechsel der Kartusche.

Zum Tragekomfort:
Ich trage die Weste über einer Revit Eclipse Jacke (die ich im Sommer sehr empfehlen kann). Natürlich ist die Fahrtwindkühlung durch die Weste etwas eingeschränkt, aber zumindest durch die Armausschnitte kommt noch genügend Luft rein und ich hatte heute bei rund 25 Grad nicht das Gefühl, mir wäre unter der Weste zu warm. Es ist so immer noch kühler als mit einer Lederjacke. Meine Bewegungsfreiheit ist durch die Weste auch nicht eingeschränkt, ich kann immer noch rumhampeln wie sonst auch. Stört auch in Pausen nicht.

Zur "Montage" an der Maschine:
Hier finde ich ist die Helite Turtle tatsächlich besser. Da wird ein Riemen mit Schlaufe und Steckschnalle geliefert; einfach im Bereich vor dem Sitz festzurren, Reißleine in die Schnalle einklicken, fertig. Bei der Bering ist es ein Riemen mit D-Ringen aus Metall und einem Einhakring ebenfalls aus Metall. Da muss man etwas aufpassen. Eingehakt wird die Reißleine dann per Karabiner (auch Metall). Das lässt sich auch gut bewerkstelligen, wenn man die Handschuhe schon trägt.

Was passiert, wenn ich im Sattel aufstehe:
Gar nichts. Dann ist Zug auf der Reißleine, aber die löst erst bei rund 30kg aus. Außerdem lässt sich die Länge des Fahrzeugriemens auch individuell verstellen.

Was passiert, wenn ich das Aushaken vergesse:
Das hab ich heute 3x geschafft und bin dann jeweils beim ersten Schritt von der Maschine weg durch sanften Zug an der Reißleine darauf aufmerksam geworden, dass ich was vergessen habe. Da löst nichts einfach aus und wenn doch, liegt man vermutlich unterm umgefallenen Motorrad und ist mit dem ausgelösten Airbag gut bedient.

Gibts ein Damenmodell:
Ja.

Zu den Kosten:
Ich habe mir die Weste bei Tante Louise geholt, weil die beide Größen im Laden hatten und ich sie gern anprobieren wollte. Natürlich wäre es etwas günstiger gegangen, die Preisspanne liegt so zwischen 370 und 420€. Die Kartuschen (ich werde mir noch eine als Ersatz holen) liegen um 25-27€ und können selbst gewechselt werden.



Ich glaube, über die generellen Vor- und Nachteile von elektrischen/Reißleinen-Systemen brauchen wir jetzt nicht diskutieren. Beide Varianten haben was für sich, genug Leute lehnen das vielleicht für sich auch einfach ganz ab. Diskussionen darüber kann man immer führen, ich wollte euch hier aber nur mal meine Erfahrung schildern. Ob ich die Weste je brauche, weiß ich nicht. Aber besser haben als brauchen, jedenfalls für mich.
Sic parvis magna.
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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Spielkind73 »

Guten Morgen

vielen Dank für Deinen Bericht!
Auch wenn eine solche Sicherheitseinrichtung für mich nicht in Frage kommt, war der Beitrag interessant zu lesen.
Mein erster Gedanke galt tatsächlich dem Thema - Was wenn er absteigt und vergisst sich abzuschnallen...?
Wie gesagt, nichts für mich aber man soll niemals nie sagen. Schließlich bin ich meine Motorradkarriere ohne jegliche Protektoren im Leder gestartet, habe das "Ungeschützt Sein" lange durchgezogen und fühle mich nun in meiner Textilklamotte mit Protektoren sehr wohl und sogar sicher :)

allzeit gute Fahrt und schöne Grüße aus dem Rheinland

Clemens
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Südwestpfälzer
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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Südwestpfälzer »

In der Fahrschule hatte mir mein Fahrlehrer auch so ein Teil verpasst. Beim Absteigen vergass ich regelmäßig das "Abschnallen", doch eine Fehlzündung ist dadurch nie passiert.

Grundsätzlich halte ich eine Airbagweste ja für sehr ratsam, wenn man doch bloß nicht so drunter schwitzen würde. Doch mit Reißleine wäre sie mir zu unsicher bzw. für zu wenige Unfallarten hinreichend geeignet. Elektronisch gesteuert sollte sie schon sein. Was die Anschaffung natürlich weiter verteuert, und noch immer nicht der Problemlöser für wirklich alle Fälle wäre.

Ja, ich weiß... sollte keine Diskussion werden. Aber ich finde, die Machart vom Airbagauslöser ist hier einfach das Salz in der Suppe :engel:
Grüße
Michael
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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Sonic24 »

Südwestpfälzer hat geschrieben: Mo 5. Jun 2023, 09:01 ...Doch mit Reißleine wäre sie mir zu unsicher bzw. für zu wenige Unfallarten hinreichend geeignet. Elektronisch gesteuert sollte sie schon sein. ...
Welche Unfallarten würde den eine elektrische besser abdecken?
Ich hab mich mit dem Thema, selbst nach meinem Unfall, nicht im geringsten beschäftigt.
Daher meine Frage
Gruß Nico

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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Mr.L »

Wenn du stehst und einer fährt in dich rein und wenn du wo rein rauscht und das Hindernis in das du dann einschlägt unmittelbar vor dem Motorrad ist. PKW ab A-Säule nach hinten……
Da ist dann die elektronische Weste schon aufgeblasen während die Reißleinenweste noch nicht mal ausgelöst hat.

Grüße basti
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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Südwestpfälzer »

Genau... alles über 120 Millisekunden Auslösezeit gilt in ziemlich vielen Unfallsituationen als ungenügend. Und das ist verdammt kurz.

Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass die Reißleine als Schnee von gestern gelten kann.
Grüße
Michael
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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Sonic24 »

Danke für die Aufklärung und Antworten
Gruß Nico

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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Monstrumologe »

Ja, die Vorteile der elektrischen Auslösung liegen darin, dass sie schneller ist und nicht darauf angewiesen ist, dass der Kontakt zwischen Maschine und Fahrer verloren geht, wie das bei der Auslösung per Reißleine der Fall ist, auch wenn bei allen mir bekannten Konzepten von Auslösezeiten zwischen 35ms und max 100ms die Rede ist, was also reichen sollte.

Die Vorteile der Reißleinenweste liegen wiederum darin, dass sie in jedem Fall auslöst, wenn genug Zug auf der Reißleine ist und darin, dass sie gegenüber den elektrischen Westen 1. deutlich günstiger und 2. weniger wartungsintensiv ist. Die Weste muss nicht nach Auslösung eingeschickt werden, sie muss nicht alle zwei Jahre zur Wartung eingeschickt werden, man muss keine teure Steuerelektronik abonnieren, leasen oder kaufen und man hat nicht das Problem der Akkulaufzeit (die sich mit der Zeit wahrscheinlich auch verringern wird) Die Weste muss nicht vorher aufgeladen werden, es gibt definitiv keinen Wackelkontakt oder andere denkbare Probleme. Die Auslösefähigkeit der Weste ist auch nicht an monatlich pünktliche Zahlungen gebunden.

Das finde ich auch einfach moralisch problematisch und ich möchte das nicht unterstützen. Natürlich ist das illusorisch, aber an sich sollten die verwendete Software und der zugrundeliegende Algorithmus open source sein, wenn Firmen wie Dainese/Held etc. wirklich so viel an der Verbesserung der Sicherheit gelegen wäre. Wie gesagt, illusorisch, aber meine Meinung.

Dazu kommt noch der bei Bering und Helite größere Schutzbereich (gegenüber manchen anderen Westen, nicht gegenüber jeder) und der Vorteil, dass sie mit allen Jacken kombiniert werden können. Ich muss nicht erst noch eine sündteure neue Jacke kaufen, in die ich die Weste als Innenfutter einsetzen kann (für mich relevant, weil ich Jacken verschiedener Hersteller trage und die nicht ausmustern will) und das Volumen des Airbags wird nicht durch den Platz zwischen Wampe und Jacke verringert. Gerade die Modelle von Dainese machen da meiner Ansicht nach keinen guten Eindruck.

Man muss sich halt bewusst sein, dass beide Konzepte ihre Vor- und Nachteile haben. Für mich ist die Frage einer sicheren Auslösung und technischen Einfachheit wichtiger und ich habe einfach keine Lust, die Dauerbezahlmasche mitzumachen.

Zum Thema Wärme unter der Weste: Ich habe die Bering jetzt in Verbindung mit der Revit Eclipse bis 30°C gefahren und mir war nie unangenehm warm, außer eben im Stand. Aber das wäre es bei den Temperaturen mit jeder Motorradklamotte.
Sic parvis magna.
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Südwestpfälzer
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Re: Bering C-Protect Airbagweste : Meine Erfahrung

Beitrag von Südwestpfälzer »

Danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, die Nachteile der elektronischen Airbagwesten so lückenlos darzustellen. Muss gestehen: dazu war ich doch zu faul gewesen 😉

Vielleicht noch ergänzend zur Reißleine: die Auslösezeit berechnet sich hier erst ab der ausreichenden Spannung der Reißleine - also erst ab dem Moment, wo man bereits weit genug vom Moped weggeflogen ist. Das passiert leider in vielen Unfallsituationen nicht oder erst viel zu spät. Somit kann man die Auslösezeiten beider Techniken leider nicht 1:1 miteinander vergleichen.

Mir stinkt es bereits, die Beleuchtung meines MTB ständig aufladen zu müssen. Gefühlt ständig leer, selbst bei Nichtbenutzung. Beim Airbag wär's sicherlich nicht besser, plus den ganzen übrigen Sachen, an die man zu denken hat.

Deshalb fahre ich noch immer ohne Airbag - dafür mit den besten und vollständigen Protektoren, die passend zu meinen Klamotten zu kriegen waren.
Grüße
Michael
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