Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Benutzeravatar
DrWolle
Beiträge: 1364
Registriert: Do 20. Okt 2011, 09:01
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 86000
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Geesthacht/Elbe
Kontaktdaten:

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 15, 09. September 2017
Heute geht’s auf die Bahn! Nein, nicht die Auto- sondern die Eisenbahn. Den Karpatenexpress lassen wir stehen und steigen auf Waldbahn um.
Die Nacht im Schlafwagen war angenehm, besonders nachdem ich von der unteren Liege auf die obere Liege umgezogen bin, die ist nämlich 20 cm breiter als die untere Liege. Um Sieben gings dann hoch zum Duschen und danach in den Speisewagen, wo uns die Chefin bereits gestern Abend ein lecker Frühstück versprochen hatte. Und sie hat das Versprechen gehalten. Es gab auf Wunsch auch heißen Kakao, was nach schwarzem Tee mein Lieblingsgetränk zum Frühstück ist. Es gab frisches Brot und Brötchen, dazu ein Büffet mit Allem was man braucht zum Frühstück, außerdem kam Brigitte, die Chefin, immer wieder mit Spiegeleiern vorbei, die wir natürlich gern annahmen.
Leider mussten wir uns etwas beeilen, weil die Wassertalbahn mit dem ersten Zug um Neun Uhr abfahrbereit war. Es war schon reichlich was los, jede Menge Touristen, entweder mit eigenem PKW oder auch mit Bussen angereist. Insgesamt sollen heute vier Züge auf die Strecke gehen. In der Hochsaison sind dann sogar sechs Züge auf der Strecke. Natürlich alle mit Dampftraktion. Nur im Falle eines Lokschadens wird mal eine Diesellok vorgespannt. Der Zug bestand aus sieben Waggons, ein Gepäckwagen, in dem auch extra Holz für die Lok mitgeführt wurde, vier geschlossenen Wagen und drei offenen Wagen. Wir entschieden uns für den letzten Wagen, natürlich offen, um einfach mehr sehen und genießen zu können. Zuerst erschien das noch als Fehlentscheidung, weil es ziemlich kalt war. Aber im Laufe der Fahrt haben wir die Kühle einfach vergessen. Der Zug fuhr fast pünktlich los und das Abenteuer Waldbahn begann. Es war noch richtig ursprünglich, der Zug ratterte und ruckelte, die Schienenstöße waren zu spüren und mit lautem Auspuffgeräusch der Lok nahmen wir Fahrt auf. Schnell erreichten wir „Überschrittgeschwindigkeit“. Zunächst ging es am Bahnhofsgelände vorbei mit den Werkstätten, dem Betriebswerk, dann an einem Sägewerk vorbei, wo die Dieselloks und Waggons für den Holztransport abgestellt waren. Die Wassertalbahn ist nämlich die einzige, noch in Betrieb befindliche Waldbahn Europas. Nur am Wochenende fahren die Touristenzüge, in der Woche sind die Holz- und Arbeitszüge unterwegs. Es geht stetig bergan, zunächst ist das Tal noch relativ weit und links und rechts neben der Strecke befinden sich kleinere Siedlungen mit rausgeputzten Häusern, immer dazwischen sind kleine Sägewerke zu sehen. Man kann deutlich erkennen, dass die Gegend hier von der Holzwirtschaft und dem Tourismus lebt. Neben schwerem Gerät waren sogar ein paar alte Tatra-LKW aus den Fünfzigern und Sechzigern zu sehen, die nach wie vor in Betrieb waren. Im weiteren Verlauf der Fahrt wurde das Tal immer enger und die Kurvenradien ebenfalls. So konnten wir ein paar schöne Videos aufnehmen und haben auch viele Fotos geschossen. Die Strecke schmiegte sich meist eng an die Bergwände, häufig waren Bäume und Felsen quasi zum Greifen nah. Es hat schon was Ursprüngliches mit diesem Zug auf dieser alten Trasse unterwegs zu sein. Nach gut einer halben Stunde gabs die erste kurze Pause, die Lok musste Wasser aufnehmen und Holz wurde vom Gepäckwagen auf die Lok umgeladen, damit weiter Feuer unterm Kessel gemacht werden konnte. Zwei Pfiffe und dann ging es weiter durch dieses schöne und pittoreske Tal. Die kleinen Weiler wurden weniger, aber parallel zur Bahn verlief immer noch die Piste für die Holzfahrzeuge, wobei wir heute auch einige Pferdefuhrwerke sahen, mit denen ebenfalls Holz, wohl eher zum Eigenbedarf, transportiert wurde. Insgesamt waren wir gut zwei Stunden unterwegs, bevor wir die Endstation erreichten. Hier war ein richtiger Bahnhof aufgebaut, drei Gleise verliefen nebeneinander und es gab viele Tische und Bänke sowie einige Pavillons für ein Picknick oder die dort von der Eisenbahngesellschaft angebotenen Speisen und Getränke. Aber zunächst sahen wir uns erst einmal um. Es gab viel zu sehen, einmal die ganzen Touristen und natürlich auch das Essensangebot zu begutachten. Es zeigte sich, dass Alles gut organisiert war für den Besucheransturm. Die Teller waren schon mit den Beilagen vorbereitet, so dass nur noch das Grillgut portioniert werden brauchten. Getränke gab es nach Wunsch, sprich das übliche Programm von Bier über Softdrinks bis hin zum Kaffee. Wir entschieden uns für einen Grillteller, bestehend aus 2 Würstchen und 2 Koteletts sowie als Beilage Salat, Reis und Brot. Während wir verpflegt wurden fuhr der Zug weiter, um an einer anderen Stelle die Lok und den Gepäckwagen umzuhängen. Eine halbe Stunde nach uns traf der zweite Zug ein. Es wurde etwas voller auf dem Bahnhofsgelände. Wiederum eine halbe Stunde später traf Zug Nummer drei ein und unser Zug, die Lok nun rückwärtsfahrend, traf ebenfalls wieder ein. Also hieß es langsam fertig werden, um wieder zurück zu fahren. Diesmal fuhren wir vorn als zweiter Wagen, was nun auch ein paar noch schönere Videos von der Lokomotive und der Strecke ermöglichte. Außerdem war nun die Temperatur deutlich angenehmer. Es ging diesmal mit weniger Auspuffstößen bergab und auch die Lokomotive brauchte keinen Zwischenstopp zum Wasser nachtanken. Wieder haben wir viele Fotos gemacht und die Fahrt durch das schöne Tal genossen. Gegen halb Drei sind wir dann wieder im Bahnhof von Viseu de Sus eingetroffen, wo der Karpaten Express schon auf uns wartete. Während Fritze seiner Eisenbahnleidenschaft freien Lauf ließ und auf Fotosafari ging habe ich mich hingesetzt und ein bisschen geschrieben. Ich bin mal gespannt, was er denn so an Bildmaterial erbeutet hat. Nach seiner Aussage vorhin war es reichlich, so dass es ein Wassertalbahn Special auf www.motovlog.kradmelder24.de geben wird. Ihr braucht allerdings noch etwas Geduld.
Heute zum Abendessen haben wir erfahren, dass wir diese Nacht den Karpatenexpress ganz für uns Alleine haben werden. Sozusagen sturmfreie Bude! Für uns gab es heute wieder ein Menü, eine Suppe nach rumänischem Rezept, der zweite Gang bestand aus Würstchen in Blätterteig und Salat, Gang drei war Spaghetti Bolognese und das Dessert besteht aus Mousse au Chocolat. Da kann man nicht meckern und es war oberlecker!
Da es Morgen weiter und leider wieder Richtung Heimat geht werden wir auch nicht die Nacht zum Tag machen. Es geht aus Rumänien raus, durch den Ostzipfel Ungarns bis nach Kosice in Slovenien. So ungefähr 370 – 390 km. Schade, dass unsere Zeit in Rumänien zu Ende geht, aber es war heute ein Highlight und sofern fällt der Abschied nicht ganz so schwer.
Noch ein paar Worte zum Karpatenexpress. Wir waren total begeistert von dieser Art zu übernachten. Ein bisschen Eisenbahnromantik, gepaart mit einem tollen Menü zum Abend und super Frühstück zum Morgen. Es war aus meiner Sicht eine der besten Unterkünfte. Sicher, die engen Schlafwagenabteile sind nicht vergleichbar mit einem Drei Sterne Hotel und auch die Gemeinschafts-dusche mag nicht Jedem behagen, aber das Gesamtpaket passt einfach. Und es ist auch nicht zu teuer. Gerade die freundliche und zugewandte Bedienung nebst dem gemütlich ausgestatteten Speisewagen machen den Aufenthalt angenehm. Und dann am nächsten Morgen in die Waldbahn steigen, das ist nicht nur für Eisenbahnfans ein schönes Erlebnis. Und in diesem Fall für interessierte auch der Link zum Karpatenexpress: http://www.cffviseu.com/de/dienstleistungen/hotelzug/
Dateianhänge
Zwei Rösser, das Gespann war knapp 25 Minuten nach uns im Tal!
Zwei Rösser, das Gespann war knapp 25 Minuten nach uns im Tal!
Gleisdreieck
Gleisdreieck
Der Holzweg, ist viel steiler als das Bild glauben macht
Der Holzweg, ist viel steiler als das Bild glauben macht
Volldampf
Volldampf
Feuerholz, vielblieb davon nicht übrig am Schluß
Feuerholz, vielblieb davon nicht übrig am Schluß
Großer Bahnhof
Großer Bahnhof
Ford geht auf die Bahn
Ford geht auf die Bahn
Der Zug
Der Zug
Blick zurück
Blick zurück
Das Saugrohr im Teich
Das Saugrohr im Teich
Wasseraufnahme aus dem Teich
Wasseraufnahme aus dem Teich
Nahaufnahme vom braven Ross
Nahaufnahme vom braven Ross
Unser tapferes Dampfross
Unser tapferes Dampfross
Alles unter Kontrolle
Alles unter Kontrolle
Holzwirtschaft
Holzwirtschaft
Der Zug
Der Zug
Es geht los und Fritze ist am Fotos schießen
Es geht los und Fritze ist am Fotos schießen
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
Benutzeravatar
Scholle
Beiträge: 421
Registriert: Fr 24. Okt 2014, 18:36
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 96745
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Bensheim, Südhessen

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von Scholle »

Wolle, Dein Bericht über die Wassertalbahn ist ganz großes Kino. Kompliment von unterwegs schon so Berichte mit Bildern zu verfassen. Deine Eindrücke kann ich von 2015 allesamt bestätigen. Auch die Bilder kommen mir alle bekannt vor. Da hat man sofort Lust wieder hin zu fahren. Weiterhin gute Fahrt. Jetzt noch bitte ein Bild von einem Bären in freier Wildbahn... :-)

Gruß Scholle
Diskutiere nie mit Idioten, sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.
Benutzeravatar
DrWolle
Beiträge: 1364
Registriert: Do 20. Okt 2011, 09:01
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 86000
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Geesthacht/Elbe
Kontaktdaten:

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Danke für das Lob Scholle.
Natürlich wil ich mit meinen Berichten auch Euch hier im Forum Lust auf die bereisten Ländern machen und mir macht das Schreiben Spaß! Insofern ist doch Allen gedient.Bären haben wir nicht gesehen, nicht einmal Spuren, obwohl sie in den Karpaten sehr häufig sein sollen. Andererseits wäre eine Begegnung Aug in Aug auch nicht wirlich erstrebenswert denke ich.
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
Benutzeravatar
DrWolle
Beiträge: 1364
Registriert: Do 20. Okt 2011, 09:01
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 86000
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Geesthacht/Elbe
Kontaktdaten:

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 16, 10 September 2017
Das Ende ist nah…Nein, nicht das Ende unserer Fahrt sondern das Ende unseres Aufenthaltes in Rumänien! Ab jetzt geht es wieder Richtung Heimat. Zwar werden wir noch einige Tage unterwegs sein, aber wir haben den Zenit unserer Reise überschritten und das lässt uns schon ein bisschen wehmütig an die vergangenen Tage denken.
Egal, jetzt geht es erst einmal in den Speisewagen vom Karpatenexpress, wo uns ein leckeres Frühstück erwartet. Auch heute Morgen haben wir den Speisewagen für uns Allein und daher auch eine besonders zugewandte Bedienung. Nach dem Frühstück werden wir von ihr mit Handschlag und den besten Wünschen auf den Weg geschickt. Während wir die Rechnung bezahlen fährt gerade der erste Zug der Wassertalbahn ab, wie gestern nahezu voll besetzt. Der zweite Zug steht schon bereit und verabschiedet uns dann mit der Dampfpfeife.
So, nu geht’s los, erst einmal durch Viseu de Sus, vorbei an einer Prozession der Zippser in ihren Trachten, einem deutschstämmigen Teil der örtlichen Bevölkerung. Dann sind wir aus der Stadt heraus und können unseren Moppeds freien Lauf geben. Ab hier ist die Straße Richtung Grenze zu Ungarn nämlich schon fertig gestellt. Grobe Richtung Westen geht es an der ukrainischen Grenze entlang am lustigen Friedhof vorbei nach Satu Mare und dann nach Ungarn hinein. Dort wieder durch die pannonische Tiefebene in die Slowakei zum Tagesziel Kosice.
Doch zunächst haben wir wieder richtig Fahrspaß, als erstes erklimmen wir einen schön kurvigen Pass, der auf Grund seiner weit geschwungenen Kehren zügig fahrbar ist, danach geht es wieder durch die üblichen Straßendörfer wieder zu einem schönen Pass, so als ob sich Rumänien auf den letzten Kilometern noch einmal von seiner besten Seite zeigen will. Danach haben wir noch dem lustigen Friedhof einen Besuch abgestattet. Es war ein bisschen wie Disney-World, überall Verkaufsstände, vom üblichen Touristenmitbringsel über Ikonen bis hin zum Schaffell war Alles im Angebot. Die Kirche und die Grabkreuze sind allerdings wirklich sehenswert. Mir persönlich ist der Rummel rund um den Friedhof allerdings etwas zu viel. Aber Jeder soll nach seiner Facon selig werden und zumindest die Bewohner dieses Ortes haben sich damit arrangiert.
Danach hatte Peter (Fritze) noch eine Überraschung in Petto, eine Abkürzung, die sich als gut und zügig zu fahrende Schotterpiste entpuppte. Schöne Abwechslung fanden wir. Leider war der Schotter zu schnell vorbei, den Rest der Strecke zierte eine frisch gelegte Asphaltdecke! Weiter dann nach Satu Mare, wo wir kurz vorm Grenzübergang nach Ungarn eine kurze Pause einlegten, auch um ein paar kalte Getränke zu uns zu nehmen. Es war nämlich wieder richtig waren, das Thermometer kratzte wieder an den 30°. Der Grenzübergang war relativ unspektakulär, nur dass diesmal der rumänische Grenzer auf der ungarischen Seite die Papiere kontrollierte, während der ungarische Grenzer uns dann einfach durchwinkte. Glücklicherweise verlief der Großteil der Strecke durch Ungarn durch schattige Alleen, so dass uns die Sonne nicht zu sehr auf den Pelz brannte. Die Dörfer hatten mittlerweile ihr Antlitz verändert, man merkt einfach, dass man weiter nach Westen kommt. Ansonsten war Ungarn einfach flach. Wir haben die Theiß überquert, ein richtiger Fluss und ansonsten wunderten wir uns über die ungarische Sprache… Dann bogen wir rechts ab auf eine kleine Straße und waren schwupps in der Slowakei. Die Grenze war nun an den Hinweisschildern zu erkennen. Europa kann schon toll sein was Reisen betrifft! Die letzten 100 Kilometer bis Kosice führten uns wieder durch Hügelland und am Horizont tauchten schemenhaft die Berge der hohen Tatra auf. Kosice erwies sich als größere Stadt, aber leider lag unsere Unterkunft, die City Pension nicht, wie der Name suggerierte im Stadtzentrum sondern in einem Randbezirk. Auf der Suche nach einem Restaurant gerieten wir in die Biker-Bar, wo es zwar viele verschiedene Getränke gab, aber nicht wirklich was zu essen gab. Lediglich als Snack war eine Art Wurstsalat mit Brot zu haben. Besser als nichts haben wir gedacht und uns damit zumindest vor dem Hungertod gerettet. Zusammen mit jeweils einem Radler und nachher einem Eis von der Tanke war das unser Abendessen. Aber egal, wir wussten, es gibt am Morgen Frühstück. Da wir eh ziemlich platt waren ging es dann auch zeitig zu Bett.
Dateianhänge
Something with something
Something with something
Der "lustige" Friedhof
Der "lustige" Friedhof
Morgenstimmung
Morgenstimmung
schattiges Plätzchen
schattiges Plätzchen
erfrischende Getränke
erfrischende Getränke
Die Kirche dazu
Die Kirche dazu
Ein Museumsstück
Ein Museumsstück
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
juergen007

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von juergen007 »

Vielen Dank an den Autor und Mitreisenden für diesen Reisebericht. Ich habe die Karpaten durch den Aufbau eines Betriebes in Sibiu ( Hermannstadt ) in den frühen 2000er beruflich kennengelernt und danach 3 Motorradreisen in die Region gemacht.

Insofern kann ich einiges nachvollziehen und musste bei der Beschreibung der Strassenzustände das ein oder andere mal schmunzeln.

Glück auf für die Rückreise.
Benutzeravatar
DrWolle
Beiträge: 1364
Registriert: Do 20. Okt 2011, 09:01
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 86000
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Geesthacht/Elbe
Kontaktdaten:

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 17, 11 September 2017
Gut dass es heute in der Pension Frühstück gibt. Der gestrige Tag war in Sachen Essen ja nicht so dolle, aber glücklicherweise haben wir Beide ja noch was zuzusetzen! Das Frühstück war reichhaltig, es gab auch Rühr- und Spiegeleier, dazu Brot, Aufschnitt und für mich auch Marmelade und Honig. So gelingt dann auch der Start in den Tag. Immerhin gilt es heute einige Pässe zu erklimmen und wir werden der höchsten Erhebung der Hohen Tatra, dem Gerlachovský štít mit 2655 m, nahe kommen.
Von Kosice ging es zunächst über Landstraßen und ein paar kleine aber feinen Nebenstrecken an Presov und Spisska Nova Ves zum eigentlichen Bergmassiv der Hohen Tatra. Landschaftlich zunächst eine reizvolle Abwechslung von Bergen und hochgelegenen Tälern, fast schon Hochebenen. Die kleinen Passsträßchen führten in teilweise engen und sehr steilen Serpentinen in die Höhe und ebenso eng wieder ins Tal. Der Pfadfinder, Fritze, hatte wieder ein paar tolle kleine Straßen im Programm, das war einfach herrlich. Vergleiche mit andere Gegenden sind schwierig, aber wer Ligurien kennt und die dortigen kleinen Straßen hat eine ungefähre Vorstellung vom heutigen Fahrspaß!
Leider gab es wieder ein paar traurig machende Momente. Wir haben ja schon von ähnlichen Momenten in Rumänien berichtet wie z. B. den Städtchen Lupeni und Vulcan und einem Sinti-Dorf. Hier sind wir auch mal wieder durch eine Sinti-Ansiedlung gefahren. Das Gros der Häuser war einigermaßen okay, auch wenn auf den Grundstücken teilweise Abfall und Müll (für unsere Verhältnisse) herumlag. Der Gipfel aber war ein großer Wohnblock mit drei Hauseingängen, oder besser gesagt Mauerdurchbrüchen anstelle der Türen. Dazu zum Teil die Fenster aus den Angeln gerissen, stattdessen ragten Ofenrohre aus ihnen, Unrat und Müll stapelte sich auf dem Bereich vor dem „Hauseingängen“… Nein, ich will damit kein Mitleid erzeugen und habe selbst auch kein Mitleid mit den Bewohnern. Wer so wohnt, ist in meinen Augen selber schuld und bestätigt damit Vorurteile. In Vulcan lag es daran, dass alle Betriebe in dem Ort zu Grunde gegangen waren, hier ist das aus meiner Sicht selbstgewähltes Schicksal. Man könnte anders leben wenn man wollte und sich integrieren will. Das weiß ich aus eigener Erfahrung aus meiner Heimatstadt.
Doch genug, weiter geht’s mit Mopped fahren, wir erreichen jetzt nämlich den Gipfel, oder besser gesagt fahren auf ihn zu. Aus der Ebene ragt das Zentralmassiv der Hohen Tatra beeindruckend steil nach oben und ist heute zum Teil wolkenverhangen. Eine Passstraße gibt es nicht, weil es sich um Europas kleinstes Hochgebirge handelt, umfahren ist hier einfach möglich. Außerdem ist es auch Grenze zu Polen, daher mögen auch strategische Erwägungen in damaliger Zeit gegen eine Passstraße gesprochen haben. Aber wir klettern mit der Straße zumindest auf halbe Höhe hinauf und umfahren die Gipfelgruppe. An der Straße liegen diverse Hotels, Pensionen und Ski-Resorts, neben der Straße verkehrt dann auch eine Schmalspurbahn, die aber einen modern Fahrzeugpark hat und neben bei elektrifiziert ist, also keine echte Eisenbahn ist, weil die fährt mit Dampf! Dann ging es auch schon wieder hinab in das nächste Hochtal und zu unsrer Unterkunft in Liptovsky Michal und zu Pension Mirabel. Wir haben wieder einmal eine gute Wahl getroffen, nette Gastgeber und schöne, geräumige Zimmer, dazu ein Stellplatz hinter dem Haus für die Moppeds. Schnell geduscht und landfein gemacht ging es dann zu einem nahe gelegenen Restaurant, um sowohl Hunger als auch Durst zu bekämpfen. Was uns dann auch im Gegensatz zu gestern Abend in angemessener Form gelang. Danach habe ich noch den Blog fortgesetzt und wir haben die Strecke des nächsten Tages besprochen. Danach gings dann gegen Zehn zu Bett.
Dateianhänge
Endlich wieder richtiges Essen!
Endlich wieder richtiges Essen!
Ein kleiner Salat
Ein kleiner Salat
Unsere Unterkunft in Libtovsky Mihel
Unsere Unterkunft in Libtovsky Mihel
Noch mehr Berge
Noch mehr Berge
Schattiges Plätzchen an der Tanke
Schattiges Plätzchen an der Tanke
Hügelland
Hügelland
Weiter Blick
Weiter Blick
Schöne Aussicht
Schöne Aussicht
Abfahrbereit
Abfahrbereit
Frühstück, die Entschädigung für den Vorabend
Frühstück, die Entschädigung für den Vorabend
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
Benutzeravatar
DrWolle
Beiträge: 1364
Registriert: Do 20. Okt 2011, 09:01
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 86000
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Geesthacht/Elbe
Kontaktdaten:

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 18, 12 September 2017
Tja, wie heißt es so schön, irgendwas ist immer. In diesem Fall war es Regen. Irgendwann in der Nacht wachte ich auf, weil es ganz ordentlich geschüttet hat. Tolle Wurst, der Blick aufs Regenradar offenbarte dann, dass wir mindestens bis mittags durch eine Regenfront fahren werden… Aber erst einmal habe ich mich umgedreht und wieder die Augen zugemacht, schließlich war es noch dunkel. Alles andere wird sich dann am Morgen regeln. Zumindest war das Frühstück schon mal sehr gut, Rührei, Aufschnitt und lecker Brot, dazu Kaffee. Leider war es immer noch am Schütten und es war auch merklich kühler als die Tage bislang. Als erstes dann die warmen Klamotten und die Regenhandschuhe rausgesucht, das war`s. Dann die Moppeds beladen und los gings.
Zunächst lief es auch flüssig, noch war wenig Verkehr und nach einer halben Stunde haben wir erst einmal getankt. Kaum waren wir wieder unterwegs wurde der Verkehr dichter und dann gings los mit der Stauerei, da dies die einzige Straße nach Zilina war und alle, sowohl Pendler als auch der Fernverkehr hier durch mussten. Bei strömendem Regen nicht gerade spaßig. Glücklicherweise ging es danach wieder voran, leider nur für kurze Zeit, wegen Baustellen und einiger verschlafener Autofahrer hatten wir für die nächste Stunde erst einmal Stop and Go als Unterhaltungsprogramm. Man gut, dass ich in der Pension noch den I-Pod aufgeladen hatte. Mit Musik ließ sich das gerade noch ertragen. Ab Bytca gings dann rechts ab, der E 442 folgend durch die Berge. Zwar war es eine gut ausgebaute Straße mit angenehm zu fahrenden Kehren, aber leider etliche LKW auf der Straße und je höher wir kamen, desto schlechter wurde die Sicht. Dank unserer Sena-Headsets ging es aber mit überholen. Die Temperatur fiel dann in den Wolken auf 12°, nicht wirklich schön, aber es ist wie es ist! Dabei haben wir dann irgendwie den Grenzübergang verpasst, was hier ja nicht weiter schlimm ist. Weiter gings dann über teilweise kleine Landstraßen Richtung Olmütz und immer wieder der E 442 zum Zielort Hradec Kralove, auch als Königgrätz bekannt. Gegen Mittag hörte endlich der Regen auf und die Temperatur stieg auf angenehme 18°. Der Fernverkehr auf der E 442 war beachtlich, aber da die Straße sehr gut ausgebaut war kamen wir trotzdem gut voran, auch weil die LKW teilweise mit 100 km/h unterwegs waren. An zwei Baustellenampeln konnten wir uns noch schnell die Pole-Position sichern, was ordentlich was gebracht hat. Gegen fünf waren wir dann am Hotel Cernigov angelangt. Schnelle einchecken und dann ab unter die heiße Dusche.
Den Abend ließen wir dann bei einem Hamburger und einem Sirloin Steak sowie zwei Pilsner Urquell ausklingen. Morgen werden wir in Gera übernachten, im Hotel mit dem verheißungsvollen Namen „am Galgenberg“. Mal gucken, was das für uns bedeutet…
Dateianhänge
Blick über die Stadt vom 10. Stock
Blick über die Stadt vom 10. Stock
Der Platz vorm Hotel
Der Platz vorm Hotel
Hotel Cernigov mit dem Charme des ehemaligen Ostblocks, aber innen Westniveau
Hotel Cernigov mit dem Charme des ehemaligen Ostblocks, aber innen Westniveau
Nasse Aussichten für den Tag
Nasse Aussichten für den Tag
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
Benutzeravatar
DrWolle
Beiträge: 1364
Registriert: Do 20. Okt 2011, 09:01
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 86000
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Geesthacht/Elbe
Kontaktdaten:

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 19, 13 September 2017
Entgegen aller Befürchtungen schien am Morgen die Sonne. Da war schon mal ein guter Anfang. Und dieser wurde mit dem schönen Frühstücksbuffet im Hotel Cernigov noch besser. Und es gab sogar richtige Kaffeepötte! Mit gut gefülltem Bauch ging dann ans packen und auschecken. Danach die Moppeds gepackt und die nächste Tanke angefahren, damit die Moppeds auch ihr Frühstück bekommen. Danach ging es erst einmal auf einer Hauptstraße nach Nordwesten, östlich an Prag vorbei nach Kladno, an Annaberg Buchholz vorbei durch Zwickau nach Gera.
Glücklicherweise hat sich das Wetter einigermaßen gehalten, es war allerdings sehr windig oder wie wir im Norden sagen, es ging eine steife Brise. Zwar ging es auf den Hauptstraßen trotz hohem Verkehrsaufkommen zügig voran, doch wirklich schön waren die kleinen Sträßchen, die uns das Navi immer wieder rausgesucht hat. Teilweise war es wie eine Zeitreise in die Fünfziger, wenn wir durch die Dörfer fuhren. Man konnte sehen, dass es ein altes Kulturland war und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts von großen Gütern dominiert war. Besonders ein Bahnübergang versetzte uns in erstaunen, die Schranke wurde noch per Kurbel von einer Schrankenwärterin betätigt, die in einem kleine Häuschen neben dem Übergang logierte. Dazu dann noch der Geruch von Kohlenöfen, so erinnere ich den Geruch des Ostens aus meiner Kindheit.
Dann wurde es hügelig und wir hatten wieder ein bisschen Spaß auf der Straße. So langsam näherten wir uns der Grenze und nach deren Überquerung war sofort erkennbar, dass wir wieder in good old Germany sind. Alles war aufgeräumter, gepflegter und irgendwie besser in Schuss. Ist schon gut, dass wir hier leben dürfen und die gute Infrastruktur genießen können! In Zwickau machten wir noch einen Tank- und Kaffeestopp. Prompt fing es an zu regnen. Was will uns Petrus damit sagen? Naja, nach einer Viertelstunde war auch das vorbei und wir hatten wieder trockenen Asphalt unter den Rädern, außerdem war`s nur noch ein Katzensprung bis Gera. Schnell ins Hotel eingecheckt, unter die wohltuend heiße Dusche gehüpft und ins Restaurant zum Essen gegangen. Hier gab es wie immer in Thüringen lecker Gerichte und Getränke. Peter gönnte sich ein „kleines“ Schnitzel und ich Thüringer Klöße mit Sauerbraten und Apfelrotkohl. Alles in Allem ein gelungener Abschluss des vorletzten Reisetages. Morgen steht dann der Endspurt an, bis Hamburg sind es noch 370 Kilometer, die reißen wir Morgen dann locker ab.
Dateianhänge
Und Fritzes Lohn des Tages
Und Fritzes Lohn des Tages
Mein Lohn des Tages
Mein Lohn des Tages
Das zieht düster hoch...
Das zieht düster hoch...
Hier pfiff derWind richtig heftig ums Eck
Hier pfiff derWind richtig heftig ums Eck
Das oblogatorische ready to go Bild
Das oblogatorische ready to go Bild
Frühstück im Hotel Cernigov
Frühstück im Hotel Cernigov
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
TJoe

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von TJoe »

Sagt mal, ist das Fritzes GS da unter der Plane? Schleppt ihr eine Abdeckplane mit :o - ist ja unglaublich!

Alles Gute für die Heimreise!
Benutzeravatar
DrWolle
Beiträge: 1364
Registriert: Do 20. Okt 2011, 09:01
Erstzulassung: 2010
Km-Stand: 86000
Modell: DP01
Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
Ort: Geesthacht/Elbe
Kontaktdaten:

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Moin Joe,
das ist in der Tat Fritzes GS unter der Plane. Die hat gar nicht so viel Platz weg genommen, zusammengelegt auf dem Koffer verzurrt.
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
Antworten

Zurück zu „Fotos & Reiseberichte“