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rainer gustav
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Beitrag von rainer gustav »

Hemmungsloser Fahrgenuss

Die aktualisierte Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré fährt so easy, sie könnte spielerisch von einer drahtigen Comic-Figur pilotiert werden. Dank stäkerem Motor und elektrischem Fahrwerk mutiert Yamahas Multitool zum Seelenschmeichler.

FOTOSHOW (26 Bilder)

Foto-Show zum Fahrbericht der Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré.
Auf den ersten Blick mutet das Update der für das Modelljahr 2014 aufgehübschten Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré wie ein Taschenspielertrick an. Zwei zusätzliche Pferdchen sind ja schön und gut. Aber wenn das Motorrad sogleich vier Kilogramm zugenommen hat, verpufft die Mehrleistung schon im Stand. Oder etwa nicht? Interessenten der neuen XT sollten auf jeden Fall auf ihren Yamaha-Händler hören und trotz der ernüchternden Faktenlage eine Probefahrt vereinbaren. Diese Super Ténéré fährt nicht nur besser als jede andere zuvor, sie vermittelt ihrem Piloten genau das, was vielen von uns in der heutigen Zeit abhanden gekommen ist: Leichtigkeit.

Daran hat das nagelneue, in 84 Stufen verstellbare elektronische Fahrwerk nicht mal den größten Anteil, auch wenn es das technologische Kernstück und die gewichtigste Änderung des Modell-Updates darstellt. Und auch der dank neuer Mappings und größerer Ein- und Auslasskanäle spürbar quirliger durchs Drehzahlband jagende Reihenzweizylinder bringt dieses Gefühl nicht eigenständig zur Geltung. Denn jenseits der Zahlenakrobatik und technischen Raffinessen liefert die Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré in der Summe ihrer Eigenschaften eine einmalige Unbeschwertheit, mit der sie ihren Piloten seelenruhig und dennoch dynamisch über die Pässe des südfranzösischen Hinterlands wedeln lässt.

Neue Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré mit 11 PS mehr

Wen nur Motorräder mit Leistungsüberfluss und kapriziösen Fahreigenschaften begeistern, der lässt lieber die Finger von der XT: Die Yamaha mit dem ungewöhnlichen Hubzapfenversatz von 270 Grad versucht trotz neuer Auspuffanlage immer noch vergebens, einen ker­nigen V2-Motor zu imitieren. Und auf das letzte Quäntchen Punch muss man in niedrigen Drehzahlregionen auch im Jahr 2014 verzichten. Wie die Leistungskurve zeigt, hat Yamaha die bestehende Drosselung der ersten drei Gänge beibehalten, wenn auch in einer deutlich entschärften Form. Im zweiten Gang wuppt die neue Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré immerhin acht Newtonmeter mehr an die Kurbelwelle.

Dass es weitere 15 sein könnten, zeigen allerdings findige Händler wie Motec aus München, die die elektronische Drosselung ganz deaktivierten. Warum Yamaha ­erneut (und trotz der serienmäßigen Trak­tionskontrolle) die Leistung begrenzt, bleibt unklar. Dennoch jammert man hier auf ­hohem Niveau. Das Drehmoment und die Leistung der Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré genügen allemal für die flotte Landstraßenrunde. Spätestens ab 5000 Umdrehungen distanziert sich der überarbeitete Motor deutlich vom Vorgänger-Triebwerk und drückt mit Gewalt gen Horizont. Am Ende der Rechnung liegen satte 11 PS zwischen dem alten und dem neuen Modell. Nicht schlecht.

Aktiver in das Moped integriert

Die Super Ténéré wirkt zu keinem Zeitpunkt angestaubt. Dass ihre Basis im Jahr 2010 das Licht der Welt erblickte, sieht und spürt man nicht. Die Yamaha-Ingenieure haben wirklich eine feine und wirkungsvolle Detailarbeit betrieben. Die Evolution vom soliden Alleskönner zum wertigeren Seelenschmeichler hat dabei völlig neue Erfahrungen zur Folge. Beispiel gefällig? Wer das Ausklappen des Ständers (auf dem Motorrad sitzend) bisher als notwendiges Übel betrachtete, weil die Suche nach dem Ausleger meist länger dauerte als die Zigarettenpause, kann auf der Ténéré aufatmen. Dank des breiten Auslegers des neuen Alu-Seitenständers lässt sich aus dem Zweirad elegant und flott ein Dreibein machen.

Die Ergonomie des Arbeitsplatzes wurde ebenfalls modifiziert. Das verwundert auf den ersten Blick. Denn schon die Alte bot in einem breiten Spektrum zwischen Lang­streckentauglichkeit und leichten Offroad-Einsätzen einen harmonisch austarierten Kompromiss. Die neue Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré positioniert den Piloten nun einen Tick aufrechter, was den Komfort nochmals erhöht. Der neue, etwas weniger stark gekröpfte Alu-Lenker liegt dabei super in der Hand und verbessert spürbar die Rückmeldung vom Vorderrad, wovon das gesamte Fahrgefühl profitiert: Man fühlt sich nun aktiver in das Moped integriert.

Bestechende Neutralität

Bei einstelligen Temperaturen startet der erstarkte Zweizylinder tadellos. Weiterhin kann man zwischen zwei Mappings wählen. Der gemäßigte T-Modus geht neuerdings noch etwas zurückhaltender ans Werk. Vor allem beim Anfahren fühlt es sich an, als wenn jemand die Handbremse ­angezogen hätte. Bei schlüpfrigen Asphalt­bedingungen ist das aber sicher eine willkommene Abstimmung. Der sportlichere S-Modus wurde eine Prise direkter ausgelegt und bleibt die erste Wahl für alle, die flott vom Fleck kommen wollen. In diesem quittiert das Triebwerk der Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré den kleinsten Zupfer am Gasgriff mit einem spontan einsetzenden Vortrieb. Das Umschalten zwischen den zwei Modi geht erfreulicherweise wie bisher bequem mit einem Schalter vom rechten Lenkerende aus – auch während der Fahrt!

Für das Ändern des Dämpfungs-Setups der Federelemente muss man hingegen anhalten. Das Menü kennt drei Grundabstimmungen (Soft, Standard, Hard), die man jeweils in weiteren sieben Stufen den individuellen Erfordernissen anpassen kann. Und das mit spürbarer Wirkung. Bereits das Vorgängermodell mit konventionell einstellbarem Fahrwerk brillierte mit einem tollen Ansprechverhalten und gutmütigen Fahreigenschaften. Es beherrscht genussvolles Cruisen ebenso wie flottes Kurvenwedeln. Für die Neue gilt das umso mehr. Mit bestechender Neutralität klappt die Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré in Schräglage, folgt stoisch der angepeilten Linie und überzeugt auch bei der Fahrt mit Sozius mit ausreichend Reserven.

Stellt man das härteste Dämpfungs-Setup („Hard +3“) über das neue LCD-Panel ein, gerät die Fuhre selbst bei flott überfahrenen Boden­wellen nicht aus dem Tritt, ohne dass dabei fiese Querfugen ungehobelt zu Wirbelsäulen-Deformierungen des Fahrers führen. Überrascht wird man schließlich, wenn man die Dämpfung auf „Soft -3“ klickt und nun erwartet, dass die Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré auf der Schlechtweg-Teststrecke zu gautschen beginnt. Das Bike bügelt nämlich völlig unbeeindruckt über Bodenwellen und Schlaglöcher hinweg, dass man glaubt, topfebenen Asphalt zu überfahren. Ins Taumeln gerät das Fahrwerk dabei zu keinem Zeitpunkt, während die Stabilität naturgemäß etwas schlechter ausfällt. Hemmungsloser Fahrgenuss mit einer großen Portion Leichtigkeit ist in allen Varianten erfahrbar. In puncto ­Sicherheit überzeugt die Yamaha dabei sowohl mit ihrer fein regelnden, zweistufigen Traktionskontrolle, die sich für den Gelände­einsatz vollständig deaktivieren lässt, als auch mit der beherzt zupackenden Verbundbremse inklusive ABS.

Probefahrt lohnt sich

Wertig fällt auch die weitere Ausstattung der Yamaha XT 1200 ZE Super Ténéré aus, die man ebenfalls ohne elektronisches Fahrwerk ordern kann. Letztere muss im Gegensatz zum Topmodell auf die dreistufige Griffheizung (programmierbar, insgesamt zehn Heizstufen), den Topcase-Träger sowie den Hauptständer verzichten. Ein einfach zu bedienender Tempomat sowie der neue, per Hand in vier Stufen justierbare Windschild gehören in allen Modellvarianten zur Serienausstattung.

Alles super, Ténéré? Auf jeden Fall. Denn auch der Verbrauch sank geringfügig um 0,2 Liter. Der Preis nicht. Er beträgt für das Topmodell 15.295 Euro exklusive Nebenkosten. Für die Basis-Ténéré sind es 1000 Euro weniger. Bleibt zu wünschen, dass die Interessenten auf ihre Händler hören und einfach mal eine Probefahrt machen. Es lohnt sich.
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